Über Colour Ashram und die Welt des pflanzlichen Färbens (German)


Mein Weg zum Dye Workshop im Colour Ashram führte über zwei Wege: Zum Einen über privates Interesse, mehr über ein nachhaltigeres, bewussteres Färben von Textilien zu erfahren, zum Anderen über meine Arbeit bei einem Unternehmen, das ihre Textilkollektion mit pflanzlicher Färbung herstellt. 

Was ich direkt nach meiner Ankunft in Indien festgestellt habe: Indien ist bunt – und so auch die Stoffe und Kleidung. Während mir zu Hause im Alltag und auf der Straße meist gedeckte und neutrale Farben begegnen, leuchtet es hier in knalligen Tönen. Für meine nächsten Tage im Colour Ashram erwartete ich daher in eine Welt kunterbunter Farbe eintauchen zu können. Ich schreibe hier über das was ich in drei Tagen erlebt und für mich selbst mitgenommen haben. 

We live and dye naturally.

Bereits nach meiner Ankunft am ersten Tag wurde ich sehr herzlich vom Colour Ashram Team begrüßt. Ich habe zunächst eine Einführung in die Herstellung der Pflanzenfarbe erhalten: Welche Blüten und Wurzeln eignen sich und welche Farbtöne können daraus entstehen. Danach ging es schon ans erste Austesten. Spannend zu sehen, wie unterschiedliche Farben miteinander reagieren und wie sich das Ergebnis beim Kontakt mit der Luft oder dem Wasser verändert. So lernte ich z.B. auch – was auf den ersten Blick beim Färben braun aussieht, kann nach dem Auswaschen mit Wasser rot aussehen. Hier ist auf jeden Fall Vorstellungskraft gefragt. 

Nach dem ersten Tag war ich erstmal müde von den ganzen Eindrücken aber auch schon gespannt was der nächste Tag bereit hielt.  Ausgeschlafen und mit Frühstück gestärkt, erwarteten mich am nächsten Tag neue Erkenntnisse rund ums Färben. Zunächst lernte ich wie man ganz einfach färbt mit einem Obst, dass sich auch bei mir daheim in Deutschland im Supermarkt kaufen lässt: Granatapfel. Einfach die Schale trocknen und anschließend in Wasser legen – als Ergebnis erhält man einen satten Gelbton. Damit die Farbe in den Stoffstrukturen hält, wird zudem ein natürliches Bindemittel benötigt, z.B. Eisen.  

First tries in dyeing.

Auf dem Programm stand außerdem die Durchführung von Cold Dye und Hot Dye.  Wie der Name schon sagt, geht es hierbei darum, ob die Färbung mit kaltem oder mit heißem Wasser durchgeführt wird. Um die Unterschiede der Techniken kennenzulernen, haben wir beides jeweils gemeinsam ausprobiert. Das Tolle war, man durfte nicht nur über die Schulter gucken, sondern auch selbst mitmachen. Das Färben hat dabei auch etwas Meditatives. Da man den Stoff im Wasser stetig in Bewegung halten muss, in dem man ihn hoch und runter dippt und im sowie gegen den Uhrzeiger dreht, kann man auch mal alles andere um sich herum vergessen. Flowing mit den Colours. Allerdings: An das heiße Wasser müsste ich mich definitiv gewöhnen. Bei Außentemperaturen von 35 Grad war ich beim Greifen in warmes Wasser doch etwas zaghafter.  

Am dritten Tag hieß es dann, die gelernten Methoden selbst alleine anzuwenden. Mit Hilfestellung von Namrata und Nova konnte ich mich hier an einem Hot Dye selbst versuchen. Dafür hatte ich mir ein paar weiße T-Shirts und Blusen aus meinem eigenen Kleiderschrank mitgebracht, denen ich ein bisschen mehr Farbe einhauchen wollte. Folgende Farben sollten es werden: Grün und Blau. Das T-Shirt färbten wir zunächst in gelber Pflanzenfarbe. Diese hatten wir noch vom Vortag übrig und konnten so die Reste gut verwerten. Nachdem wir den Hot Dye Prozess durchlaufen haben gings für das T-Shirt erstmal zum Antrocknen auf die Wäscheleine. Für ein sattes grün dippten wir das T-Shirt anschließend in Indigo. Der Färbeprozess mit Indigo unterscheidet sich von dem der restlichen Farben, auch die Herstellung differenziert sich. Die Färbung mit Indigo mochte ich aufgrund des satten Blautons besonders. In diesem Ton haben gemeinsam auch ein paar schöne Tie Dyes gemacht. 

Gelernt habe ich dabei auch, dass unterschiedliche Stoffe die Farbe jeweils anders annehmen. Meine Bluse in Polyester hat die Farbe anders angenommen als ein Baumwoll-Shirt. Es gibt also nicht „das eine Ergebnis“ , sondern das Resultat kann bei gleicher Ausgangsfarbe immer unterschiedlich ausfallen – je nach Stoff, Temperatur, Dauer der Färbung und und und. Den gewünschten Ton zu treffen ist somit gar nicht so einfach und eine echte Kunst. Anderseits macht es das Färben dadurch auch besonders spannend und ich ließ mich in meinem Fall einfach von den Ergebnissen überraschen. Wenn man das Färben professionell macht, braucht man hingegen natürlich schon vorher den Blick für das Ungewisse. 

Für die Arbeit mit Pflanzenfarbe braucht es meiner Meinung nach beides: Fingerspitzengefühl und Geduld, aber auch keine Angst davor sich dreckig zu machen.  Färben ist Handarbeit, das heißt die Spuren der Pflanzenfarbe machten sich auch an meinen Händen bemerkbar. Da jedoch keine toxischen Stoffe enthalten sind, ist das für die Haut aber unbedenklich. Ich muss zugeben, dass sich die Farbe auch ein paar Tage auf der Haut gehalten hat, aber letztendlich ist es ja auch schön sich dadurch daran zu erinnern, dass man mit den eigenen Händen selbst etwas geschaffen hat. 

Self made painting.

Ein Spruch von Namrata ist mir dabei besonders im Kopf geblieben – manchmal braucht es auch etwas Unordnung im Leben und man muss lernen diese zu akzeptieren. Auch fernab des Kleiderfärbens möchte ich mir das immer mal wieder ins Gedächtnis rufen. Nicht immer läuft alles nach Plan, manchmal sind die Dinge eher laut statt leise, manchmal eher chaotisch als nur geradeaus. Aber genau dadurch entstehen doch eigentlich die besten Momente und Erfahrungen, oder?

Letztendlich habe ich während meines Workshops viel zur Anwendung des natürlichen Färbens gelernt und ausprobiert. Durch unsere Gespräche und gemeinsame Zeit habe ich aber noch mehr mitgenommen als Fakten und Tatsachen, sondern vor allem Inspiration und positive Energie. Ich habe mich im Colour Ashram sehr wohlgefühlt und würde auf jeden Fall wieder dorthin gehen.

Was ich mir für zu Hause auf jeden Fall vorgenommen habe: Mein Kleiderschrank bunter gestalten. Denn bunte Farben machen einfach gute Laune! Besonders wenn sie komplett natürlichen Ursprungs sind. 





Anna Linder

Anna is currently traveling around India. She is curious about finding ways to combine sustainability in business and she loves colors. Traveling, spending time at the beach, and connecting to people are some of her favorite songs.

Previous
Previous

Natural dyes for the modern world-The ColorAshram Edge

Next
Next

Eco Dyeing